„Bei uns geht a aundara Wind“
Von Johannes Voitleithner
oö.planet: Herr Haunold, wie ist es dazu gekommen, dass in diesem Teil des Innviertels, in der Gemeinde Altschwendt, fünf Windräder aufgestellt wurden?
Anton Haunold: Begonnen hat alles im Pfarr-Umweltstammtisch der Nachbargemeinde Zell an der Pram. Hier wurde ursprünglich die Realisierung eines Biomasse-Heizkraftwerkes angestrebt. Als sich die konkurrierende OÖ Ferngas mit ihrer Gasleitung in der Gemeindepolitik durchsetzte, ist nach einem Vortrag durch Alfons Gstöttner aus Eberschwang die Idee der Windkraft in den Fokus gerückt. Ein Bauer sagte damals: ‚Bei uns weht immer der Wind, messen wir an diesem Standort‘. Die Wind-Messungen waren dann sehr vielversprechend und es kam zu einem positiven Gemeinderatsbeschluss in Altschwendt.
In der Folge wurde auf Kirtagen, Messen und anderen Veranstaltungen der Region über das Projekt weiter informiert und für eine finanzielle Beteiligung geworben. Innerhalb kurzer Zeit fanden sich über 150 Personen, die bereit waren, in die Windenergie als Mitunternehmer oder als Darlehensgeber zu investieren. Rund 40% der Gesamtinvestitionssumme von 3,5 Mio. Euro wurden damit durch Anteilseigner aus der Bevölkerung aufgebracht, der Rest kam aus Stromeinspeisetarif-Vorauszahlungen des Energieversorgers, von Bankdarlehen und der Bundesumweltförderung.
oö.planet: Gab es auch damals schon Kritik an dieser Form der erneuerbaren Energiegewinnung?
Anton Haunold: Ja, beim Aufstellen der ersten drei Windräder protestierten mehrere AnrainerInnen mit dem Plakat „Drei sind genug!“ gegen eine mögliche Erweiterung des Windparks. Wir konnten aber in Gesprächen mit diesen Menschen erreichen, dass sie weitere zwei Windräder akzeptierten.
oö.planet: Wie schätzen Sie die lokale Stimmung generell gegenüber dem Windpark ein?
Anton Haunold: Unsere Windräder werden von der Mehrheit hier sehr positiv gesehen als Zeichen der Verantwortung für unsere Zukunft und das selbst in die Hand nehmen unserer Energieversorgung. Ich schätze, dass rund ein Fünftel der AnwohnerInnen skeptisch sind in dem Sinne, dass sie keinen weiteren Ausbau hier wollen.
In diesem Zusammenhang freut mich, dass die Altschwendtner Landjugend von sich aus mit T-Shirts auftritt, wo Windräder mit dem Slogan „Bei uns geht a aundara Wind“ aufgedruckt sind (siehe windradlplattler.at, Anm. der Red.). Ich sehe das als Symbol der positiven Einstellung der Jugend gegenüber einer Energiewende.
oö.planet: Was denken Sie über die aktuellen Proteste bei anderen Windenergie-Projekten?
Anton Haunold: Es gibt immer Menschen, die Sorge vor Veränderungen ihres nahen Umfeldes haben und deshalb neuen Projekten kritisch gegenüber stehen. Das Wichtigste ist, dass Projektwerber von Anfang an offensiv in die Öffentlichkeit gehen und die Leute informieren, auch wenn die Planungen in diesem Stadium noch nicht so konkret sind.
oö.planet: Was ist Ihnen ein besonderes Anliegen für die Weiterentwicklung der Windkraft in OÖ?
Anton Haunold: Durch die Nutzung des Windes wollen wir die Umwelt entlasten. Die Deckung von 10% des künftigen Stromverbrauchs in Oberösterreich durch Windkraft an verteilten Standorten halte ich für ein realistisches Ziel. Das Potenzial der Windenergie kann aber immer nur soweit genutzt werden, wie es die Gesellschaft zulässt.
Derzeit scheint es, dass die politischen EntscheidungsträgerInnen die Meinungsbildung zu sehr einzelnen Teilen der Bevölkerung überlassen. Aus Sicht des Wohlfahrtsnutzens der gesamten Gesellschaft ist es aber wichtig, dass die Politik einmal getroffene Entscheidungen wie die Energiewende auch aktiv umsetzt und persönlich unterstützt. Die breite Gesellschaft muss in der Energiepolitik wissen, wofür die Politik in Oberösterreich steht!
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Anrainerfamilie kommt zu Wort:
„Wir haben die Windräder zwar vor der Haustür, aber sie sind trotzdem kaum merkbar. Lärm machen sie nur an den seltenen Nebeltagen. Sonst übertönt der Wind, der hier viel bläst, die Rotorgeräusche. Manchmal ist auch der Schattenwurf unangenehm wenn die Sonne im Winter flach steht. Und da die Windräder zu einem beliebten Treffpunkt für Jugendliche geworden sind, bleibt leider regelmäßig Müll im Umfeld zurück. Die von Windkraftgegnern häufig gegen die Anlagen angeführten toten Vögel haben wir hier unter den Anlagen noch nie gefunden. Also, die Windräder stören uns nicht.“
Fakten
Die 5 Windräder des Herstellers Vestas haben je 660 KW Nennleistung, eine Nabenhöhe von 65m und einen Rotordurchmesser von 47m. Seit Bestehen der Anlagen lieferten sie zusammen einen Stromertrag von durchschnittlich 5 Mio. kWh pro Jahr. Damit können 1.400 Haushalte mit Elektrizität versorgt werden.