Made in China
Text Jürgen Affenzeller
Das Speiseeis MUSS doch aus Italien kommen, oder? Schließlich tragen die meisten Eisdielen italienische Namen. Doch mit dieser Annahme liegt man falsch: Denn vor nicht weniger als 5000 Jahren mixten die Chinesen bereits das erste Eis. Ohne Eismaschinen und Tiefkühltruhen vermischte man damals einfach Schnee oder gefrorenes Wasser mit Honig, Wein oder Gewürzen bzw. Früchten. Den Schnee dazu holte man sich von den Berggipfeln und bewahrte diesen tief unter der Erde in dunklen Kellerräumen auf. Eis war im Laufe der Geschichte oft eine Sache für die Eliten: Kaiser Nero hat sich das Eis von Schnelläufern aus den Alpen holen lassen, Alexander der Große gab es seinen Offizieren zu essen, um sie bei Laune zu halten. Allerdings musste damals das Eis immer direkt und schnell gegessen werden, weil man die Mischungen nicht konservieren konnte.
Magischer Schnee vom Olymp
In Europa aß man auch schon vor rund 2000 Jahren Eis, in Griechenland etwa galt „Schnee vom Olymp“ als wahrhaft göttliche Speise. Auch Ärzte und Gelehrte wie Hippokrates verordneten bei Entzündungen oder Bauchschmerzen Eis. Ende des 13. Jahrhunderts beschrieb Marco Polo die Herstellung einer Kältemischung aus Schnee oder Wasser und Salpeter, die er in China kennengelernt hat. Das Speiseeis aus Wasser und Fruchtsaft oder –Püree (Granita) wurde rasch zu einer italienischen Spezialität, die angeblich im 16. Jahrhundert von Katharina von Medici nach Paris mitgebracht wurde.
Wer sich allerdings nun Speiseeis vorstellt, wie wir es heute kennen, liegt falsch: Denn Milch und Schlagobers konnte man damals natürlich noch nicht gefrieren. Erst als vor rund fünfhundert Jahren erstmals künstliche Kälte erzeugt wurde, konnten auch Milchprodukte gefroren werden – die Geburtsstunde der Eismacher, der „Gelatiere“ ist gekommen. In Bologna eröffnete im Jahr 2014 ein „Eis-Museum“, das sich der Geschichte, Tradition und Technologie zur Produktion von Speiseeis und auch der Vorreiterrolle Italiens widmet. Auch die erste „Eisdiele“ wurde von einem Italiener 1660 in Paris eröffnet, die Amerikaner legten mit dem „Eis am Stiel“ nach, die Geburtsstunde vom „Eis to go“ war gekommen.
Immer mehr Geschmacksrichtungen
Mit dem Einzug der Kühlverfahren entwickelten sich auch die Möglichkeiten für immer neue Geschmacksrichtungen: So wurden zum Beispiel Blumen wie Veilchen, Jasmin oder Nelken mit Zucker, Sirup, Likör, Orangen oder anderen Obstsorten gemischt und zu Speiseeis gedreht. Heutzutage findet man von Bier-Eis bis hin zum Gemüse-Eis auch neben den klassischen Sorten wohl kaum eine Sorte, die es nicht gibt. Im Jahr 1790 wurde in Amerika die erste Speiseeismaschine erfunden, die erste Speiseeis-Fabrik eröffnete 1851 in Baltimore. 1904 schaffte es das Speiseeis, bisher nur auf Tellern serviert, auch in die berühmte „Tüte“.
Die Eisherstellung ist dabei um einiges komplexer, als der „gemeine Eisesser“ meinen könnte. Um perfektes Eis herzustellen, müssen viele kleine Komponenten zusammenpassen, für jede Sorte gibt es ein genaues Mischverhältnis. Neben genauen Rezepten ist deshalb trotz maschineller Hilfe auch noch viel handwerkliches Geschick nötig.
Gesund oder ungesund?
Immer öfter stellt sich beim übermäßigen Eisgenuss im Sommer auch die Frage: Ist Eis nun gesund oder schlecht für den Körper? Dazu muss man wissen: Eis ist nur etwa minus vier Grad kalt, wenn es serviert wird. Ist es einmal im Mund, erwärmt es sich sofort auf acht bis zwölf Grad. Im Magen erreicht es bereits eine Temperatur von rund 20 Grad. Speiseeis enthält zudem viele Nährstoffe, die der Körper braucht, wie Proteine, Kalzium, Eisen, Kalium und Phosphor. Speiseeis kann also durchaus gesund sein, wenn man es in Maßen genießt. Denn eines ist nicht von der Hand zu weisen: Schon eine normale Portion Eis mit ca. 50 Gramm enthält schon 120 Kalorien. Der Begriff „Kalorienbombe“ ist in diesem Fall also durchaus angebracht.
Aber, um die Vorfreude auf den nächsten köstlichen Löffel nicht zu schmälern, noch eine wertvolle Information ganz am Schluss: Forscher aus London fanden kürzlich heraus, dass ein Löffel Eis ausreicht um die Lustzentren im menschlichen Gehirn einzuschalten. Diese Zentren werden auch von Ereignissen wie einem Geldgewinn oder dem Hören unserer Lieblingsmusik aktiviert. Eis macht also auch noch nachweislich glücklich. Worauf warten Sie jetzt eigentlich noch?
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Test: Am Ende siegt das Bio-Eis
Wenn sich trotz „cooler Thematik“ heiße Diskussionen um Geschmack, Aussehen, Cremigkeit und Fruchtigkeit drehen, dann kann man sich eigentlich gerade nur beim Eistest befinden. Eine ganze Stunde lang verkostete die sechsköpfige, knallharte Jury im Grünen Haus intensiv im „Blindtest“ durch fünf verschiedene Speiseeis-Sorten, die in regulären Supermarkt-Filialen erhältlich sind. Mit einem Gesamt-Ergebnis von 1,83 (es galt bei allen Kriterien und der Endnote das Schulnoten-System) landete dabei das „Kremstaler Eismacher Erdbeer Eis“ und somit die einzige getestete Bioeis-Sorte am Ende auf Platz Eins. Zwar gab es hier Abzüge im Aussehen („irgendwie schlatzig“), doch die Spitzenposition vor dem Schoko-Vanille-Erdbeer-Eis von „Clever“ (Gesamtnote: 2,16) war trotzdem unangefochten. Eindeutiges Schlusslicht bei den Testern: Das Erdbeer-Vanille-Eis von „Spar“ (Gesamtnote: 4,88).
„Eigentlich ein Wahnsinn, welche geschmacklichen und optischen Unterschiede alleine schon bei verschiedenen Vanille- und Erdbeersorten besteht“, zeigte sich die Jury im Anschluss überrascht. Umso mehr sollte man sich auf der Suche nach den favorisierten Eissorten schlichtweg „durchkosten“. Auch wenn man sich wohl gar nicht erst vorstellen mag, wie viele Kalorien man gerade zu sich genommen hat…